Unsere Gesellschaft überaltert. Immer mehr Menschen sind nicht mehr in der Lage, ihren Alltag selbst zu meistern. Den früheren Familienverbund, der das auffängt, gibt es in unserer westlichen Kultur nur noch selten. Alte Menschen sind sich in ihrer Hilflosigkeit selbst überlassen. Professionelle Dienstleistungen sollen das auffangen. Das Kümmern wird delegiert. Menschliche Verantwortung ist aber nicht delegierbar. Professionelle Pflege macht Sinn, ist zeitgemäß und kann stützen, aber menschliches Miteinander nicht ersetzen.
Menschliche Wärme kann nicht professionalisiert werden. Das darf niemand verlangen.
Professionelle Pflege kümmert sich um grundsätzliche Bedürfnisse. Das können Bedürfnisse körperlicher als auch seelischer Natur sein. Vergleichbar mit dem Arzt und dem Psychologen. Aber diesem Kümmern sind Grenzen gesetzt. Im gesellschaftlichen Diskurs werden diese Grenzen oftmals nicht berücksichtigt. Professionelle Pflege wird an Stellen kritisiert, für die sie nicht zuständig sein kann. Die traurige Tristheit und die Verlorenheit vieler alter Menschen, die man vielerorts vorfinden kann, sind nicht das Resultat mangelnder oder schlechter Pflege, sondern das Resultat gesellschaftlicher Verdrängung.