Balkanskizzen: Kosovo

Die Minderheit der Serben im Kosovo lebt in Enklaven, das können kleine Dörfer oder Gehöfte sein, aber auch einzelne Kirchen oder Häuser, die unter serbischer Verwaltung stehen. Im Jahr 2008, neun Jahre nach dem Kosovo-Krieg, hat sich die südserbische Provinz Kosovo und Metochien am 17. Februar für unabhängig erklärt. Die vom Kosovo einseitig erklärte Unabhängigkeit von Serbien ist nach einer Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag rechtens. Dennoch erkennen einige Staaten, darunter fünf Mitgliedstaaten der EU, den Kosovo nicht als Staat an. Seit vielen Jahren schwelt der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo. Die Frage um die Zugehörigkeit des Kosovo reicht weit in die Geschichte zurück und birgt auch heute noch erhebliches Konfliktpotential und verhindert einen konstruktiven Dialog der Parteien. Bis heute kommt es immer wieder zu teils gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen der serbischen und der albanischen Bevölkerung. 

Ein Kloster als Enklave

Vier Frauen sind die letzten in Djakovica (albanisch: Gjakova) verbliebenen Serben. Nach dem Kosovo-Krieg des Jahres 1999 und dem NATO-Bombardement waren vier betagte serbische Frauen trotz aller Gefahren und der brutalen ethnischen Säuberung in der Stadt geblieben und wurden von italienischen KFOR-Soldaten bewacht. Bei den massiven Ausschreitungen im März 2004 wurden sie von den KFOR-Soldaten gerettet und verließen die Stadt. Die orthodoxe Pfarrkirche in Djakovica wurde vollends zerstört und die vier Frauen fanden Zuflucht im Kloster Decani, um später als Nonnen in die wiederaufgebaute Kirche zurückzukehren.
Das Kloster liegt mitten in Djakovica in der „Serbischen Straße“, deren Häuser und Wohnungen nach den ethnischen Säuberungen von Kosovoalbanern besetzt wurden. Ein kosovoalbanischer Polizeiposten bewacht die Frauen. Sie dürfen das Gelände zu ihrem Schutz nur in Begleitung verlassen.

Sonja Vukovič „Mein Leben im Kosovo“. Mein Titelfoto auf dem Cover des Magazins „Vesti“.

„Kosovo, une chrétienté en péril“

Ein französischer Dokumentarfilm über die Situation serbischer Enklaven im Kosovo von Yvon Bertorello und Eddy Vicken, mit Unterstützung der NGO „Solidarité Kosovo“, Arno Gujon, mit meinem Titelfoto.

Osojane – Ein Dorf mit besonderer Geschichte im Kosovo

Osojane ist ein kleines Dorf im Westen des Kosovo, in der Gemeinde Istog (auch Istok genannt). Es liegt eingebettet in die hügelige Landschaft nahe der montenegrinischen Grenze und ist vor allem für seine symbolische Bedeutung nach dem Kosovokrieg bekannt geworden.

Vor dem Krieg 1999 war Osojane überwiegend von Serben bewohnt. Während und nach dem Konflikt verließen viele Dorfbewohner ihre Heimat aus Angst vor Gewalt. Im Jahr 2001 wurde Osojane zu einem der ersten Dörfer, in das serbische Binnenvertriebene im Rahmen eines internationalen Rückkehrprogramms zurückkehren konnten. Der Wiederaufbau des Dorfes wurde stark von internationalen Organisationen, insbesondere der US-Regierung und der NATO-geführten KFOR-Truppe, unterstützt. Osojane gilt daher als eines der wenigen erfolgreichen Beispiele für eine serbische Rückkehr in den mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo.

Heute leben in Osojane wieder serbische Familien, obwohl das Zusammenleben zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen in der Region weiterhin sensibel ist. Schulen, medizinische Versorgung und eine Kirche wurden wiederaufgebaut, doch die wirtschaftlichen Bedingungen sind nach wie vor herausfordernd. Osojane steht sinnbildlich für die Hoffnung auf Versöhnung, aber auch für die Schwierigkeiten des Wiederaufbaus in einem nach wie vor gespaltenen Land.

Kosovska Mitrovica – Eine geteilte Stadt mit Geschichte

Kosovska Mitrovica ist eine historisch bedeutende Stadt im Norden des Kosovo. Bereits in der Antike besiedelt, wuchs sie in der osmanischen Zeit zu einem regionalen Zentrum heran. Im 20. Jahrhundert wurde sie durch den Bergbau, insbesondere die Trepča-Minen, zu einem wichtigen Industriestandort Jugoslawiens.

Seit dem Kosovo-Krieg 1999 ist die Stadt ethnisch und politisch geteilt: Der Süden ist mehrheitlich albanisch, der Norden serbisch. Der Fluss Ibar bildet dabei eine symbolische Grenze. Internationale Organisationen bemühen sich um Stabilität, doch die Spannungen bestehen fort.

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